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Arbeiten ohne Hierarchien – wie kann das funktionieren?

Wir bei interactive tools arbeiten ohne klassische Hierarchien, selbstorganisiert, mit geteilter und gemeinsamer Verantwortung. Wichtig ist uns dabei, dass wir nicht starre Systeme von oben installieren, sondern uns situativ und iterativ vorwärts bewegen

Doch wie sieht die Zusammenarbeit in der Praxis aus?
Welche Schwierigkeiten und Chancen ergeben sich daraus?

Wir haben im Team nachgefragt und uns mit Kolleg*innen aus verschiedenen Bereichen unterhalten: Agile Coach Anja, Frontend Entwickler Karim, Designerin Andrea und Organisationsentwickler Timo haben uns aus ihrem Arbeitsalltag erzählt. 

Wie arbeitet es sich ohne Hierarchien?

Wir können nicht behaupten, dass wir gar keine Hierarchien haben. Allerdings sind unsere flacher und vor allem flexibel. Anja erklärt: "Es gibt immer Hierarchien. Die beruhen nur auf einer anderen Basis: Kompetenz und Erfahrung. Da kann es sein, dass jemand im Team Entscheidungen trifft und sagt: 'Das machen wir jetzt so.' Es kommt darauf an, dass alle da mitgehen und die Hierarchie akzeptieren. Das entwickelt sich und wird nicht vorgesetzt." 

Wichtig ist uns dabei immer die Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Ein gegenseitiges Vertrauen und die Verbundenheit im Team sind für uns die Grundsteine des produktiven Miteinanders, in dem sich alle bestmöglich einbringen können. Es gibt keine vorgefertigten Wege, wir stimmen uns offen ab und setzen auf Selbstführung im Team – ohne klassische Vorgesetzte, dafür mit dem Bewusstsein, dass uns Menschen wichtiger sind als Jobtitel oder vordefinierte Rollen.

25 Jahre interactive tools – Haltung zeigen, nehmen wir ernst

Seit über 25 Jahren entwickeln wir bei interactive tools digitale Produkte und stellen dabei den Menschen in den Mittelpunkt unserer Entscheidungen und Handlungen. Diese Haltung bestimmt uns nicht nur in unseren Projekten, sondern im täglichen Miteinander und in unserer Rolle in der Gesellschaft.

Unsere Haltung

Selbstorganisation. Führt das nicht zu Chaos?

"Aus der Chaosphase sind wir raus, weil wir wissen, wie wir das Team befähigen und mehr Selbtsverantwortung gelebt wird", sagt Anja. "Es gibt immer ein Framework, das den Freiraum gibt, sich im Team selbst zu organisieren. Scrum, Kanban, wie man es nennt, eine gewisse Struktur ist da, gerade in größeren Projekten. In kleineren Projekten muss es vielleicht nicht so konkret sein."

Es gibt also Leitplanken, die Chaos verhindern. Vor allem gibt es aber Kommunikation zwischen den Teammitgliedern. Timo beschreibt es so: "Verhandeln, neubewerten, neubetrachten. Nichts ist automatisch gegeben, man darf alles hinterfragen. Wir können es genau so machen, wie beim letzten Projekt, wir dürfen aber auch alles anders machen und neue Rollen einnehmen. Das richtet sich danach, wer Zeit hat, wer Erfahrung hat und wer welche Erwartungen hat."

Für Karim ist es einfach agiles Arbeiten: "Wir verfolgen keinen vorgefertigten Masterplan, sondern bewegen uns situativ und schrittweise vorwärts. Es ist ein fortlaufender Prozess bei dem wir uns immer wieder fragen: wie machen wir das? Was funktioniert? Was brauchen wir?"

Wir arbeiten also nicht im Chaos, aber wir arbeiten flexibel. Und genau dabei begrüßen wir die Eigenverantwortung und Individualität unserer Mitarbeiter*innen. Timo fässt es so zusammen: „Chaos habe ich noch nie erlebt. Es ist manchmal anstrengend, ja. Aber das ist auch gewollt und lohnt sich.“  

„Wir haben weder Chaos noch Führungsvakuum und auch nicht Basisdemokratie. Was wir haben, ist Zusammenarbeiten in selbstorganisierten Teams mit geteilter Verantwortung.“Timo Wirth, Organisationsentwicklung

Wie legen wir Rollen und Aufgaben fest?

Relevante Entscheidungen werden gemeinsam ausgehandelt und aufgabenspezifische Rollen im Team definiert. Dabei geht es nicht um die Festlegung von verantwortlichen Entscheider*innen, sondern um die Organisation von Kompetenzen. Wer kann was? Wer hat ausreichend Kapazitäten? Durch den Austausch erhalten unsere Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich anhand von Kompetenzen selbst zu organisieren. 
Die Organisation und Rollenverteilung sind dabei nicht starr, sondern wechseln je nach Situation und Projekt. Dadurch entsteht eine geteilte und gemeinsame Verantwortung.
„So kommt man an die verborgenen Talente ran“, erzählt uns Andrea. „Man findet heraus, wer ein Organisationstalent besitzt, wer diplomatisch unterwegs ist und wer das Herz auf der Zunge trägt.“  

Auch Karim berichtet über die positiven Seiten der Selbstorganisation im Team: „Klassische Hierarchien werden durch eine Kompetenzrollenverteilung ersetzt. Das Team organisiert sich anhand von Vorlieben, Talenten und aufgabenspezifischen Punkten – nicht anhand dessen, was jemand im Vertrag stehen hat.“  

Führen fehlende Hierarchien zu Problemen?

"Es kann zu Problemen führen. Häufig wird unterschätzt, dass es doch eine gewisse Struktur braucht. Das ist manchmal nicht explizit genug. Aufgaben werden nicht in Gänze angenommen, es gibt einen Gap zwischen Aufgaben und Budget, Leute harmonieren nicht gut. Aber das kriegen wir gemeinsam immer gelöst", erzählt Anja. 

Andrea erzählt uns von einem Kunden-Projekt, bei dem sie bereits seit einigen Jahren dabei ist. Dort gab es kurze Phasen in denen Anforderungen nicht klar genug definiert waren und gemeinsam Entscheidungen getroffen werden mussten. Gerade zu solchen Zeitpunkten kann die Arbeit ohne verantwortliche Entscheider*innen herausfordernd sein. Doch sie sieht darin die Chance als Team näher zusammenzukommen und gemeinsam an der Lösung von Problemen zu arbeiten. „Jeder ist daran beteiligt aus dem vermeintlichen Chaos wieder rauszukommen“, erzählt sie uns. Denn wenn Herausforderungen erkannt werden, kann gemeinsam an der konstruktiven Lösung eines Problems gearbeitet und für zukünftige Projekte gelernt werden.
Für Andrea kann die gemeinsame Problembewältigung viel für ein Team und ein Projekt bewirken: „Jeder fühlt sich verantwortlich und merkt, dass sein oder ihr Zutun für die Lösung eines Problems wichtig ist.“

Ohne übergeordnete Führungspersonen entsteht oftmals mehr Mut sich aktiv einzubringen und das kann die Dynamik im Team positiv bestärken. Timo sieht auch die Konsequenzen aus einer anderen Herangehensweise: "Es wäre für unsere Arbeit ein Riesenproblem, wenn wir Vernetzung und Vertrauen durch klare Hierarchiestrukturen einfach ausblenden würden. Die Gemeinsamkeit ist eine unserer größten Ressourcen. Wir würden bewusst auf Qualität, Effizienz und Freude verzichten, wenn wir nicht so gemeinschaftlich arbeiteten. Und schlussendlich müssten wir auch auf die Menschen verzichten."

Denn darum geht es uns: als Menschen zusammen zu arbeiten.

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Was sind die Chancen? Warum machen wir das alles?

Effektiver werden. Mehr kreativen Freiraum haben. Bessere Ergebnisse abliefern. Arbeiten als Mensch. Authenthisch sein. Verbunden sein. Mitwirken können.
Die Kolleg*innen können eine lange Liste an Vorteilen aufzählen. Anja fasst es so zusammen: "Eigentlich läuft es darauf hinaus, dass alle Beteiligten zufriedener zusammenarbeiten und auch mit dem Ergebnis zufriedener sind als früher mit Pflichtenheft und Wasserfall."

Ein wichtiger Punkt sind für viele auch die Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Es gibt keine vorgefertigten Karriereleitern, die aufgeklappt werden können. Jede*r kann sich nach den eigenen Interessen und Kompetenzen entfalten. Mehr dazu steht in unserem Artikel über Lifelong Learning.

Wir glauben, wenn wir nicht immer wieder neu organisieren würden, wie wir im Team zusammenarbeiten und wer was entscheidet, würden wir am Ende schlechtere Ergebnisse für unsere Kund*innen abliefern und im Team wären auch alle unzufriedener. Eine Arbeit mit klassischen Hierarchieebenen kann sich bei interactive tools kaum jemand vorstellen.

"Das heißt nicht plump: Wir sind eine Familie. Überhaupt nicht. Wir arbeiten auf Augenhöhe zusammen und begegnen uns als Menschen", sagt Timo.

Wertschätzung füreinander und Austausch sind uns wichtig. Daher haben wir eine positive Feedbackkultur etabliert, in der regelmäßige Retrospektiven und persönliche Feedbacks ein fester Bestandteil unserer Arbeit sind. Wir setzen auf Transparenz und kommunizieren offen miteinander. Auch in Zukunft möchten wir den Mensch in den Mittelpunkt stellen und unsere Arbeit gemeinsam gestalten – ohne Kontrolle und komplexe Hierarchien.

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Jessica Rademacher

Jessica Rademacher
People & Organisation
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