2. Organisation: Von der Abteilungsdenke hin zum vernetzt arbeitenden Team
Die Digitalisierung schafft nicht nur neue technologische Lösungen. Sie bringt einen grundlegenden Wandel der Arbeitswelt mit sich. Oft erleben wir, dass Unternehmen nicht schnell genug auf digitale Trends oder konkurrierende Geschäftsmodelle reagieren können. Starre Strukturen machen sie schwerfällig. Gab es früher in der IT jemanden, der sich um die Website kümmern musste, haben viele Unternehmen und Fachabteilungen mittlerweile verstanden, dass sie mehr vernetzt zusammenarbeiten sollten. Vorbild ist das kleine Start-Up kurz nach der Gründungsphase in dem eine Hand voll Mitarbeiter oft 200 Prozent und mehr produktiv arbeiten, weil jeder alles können und sich einbringen muss, damit der "Laden läuft." Wie aber lassen sich agile Methoden in Teams eines gewachsenen Unternehmens übertragen?
Gefragt sind radikal anpassungsfähige Prozesse. Es geht also darum, gewachsene Strukturen zu überdenken, agiles und interdisziplinäres Arbeiten im Unternehmen zu implementieren und neue Organisationsformen zu entwickeln. Häufig geschieht dies durch sogenannte Leuchtturm-Projekte. Ein interdisziplinäres Team wird zusammengestellt, das in einem Projekt die Verantwortung für ein digitales Produkt übernimmt und wie ein Start-Up im Unternehmen arbeiten soll. Dieses Team und seine Arbeitsweise sollen in das Gesamtunternehmen ausstrahlen wie ein Leuchtturm.
Deutlich wird die Notwendigkeit für solche Change-Prozesse am Beispiel veränderter Berufsbilder. Das Berufsbild des Unternehmenssprechers hat sich durch neue digitale Kanäle weiterentwickelt. Um einen möglichst hohen Impact mit einer Pressemeldung zu erzeugen, binden einige Konzerne bereits sehr erfolgreich Social Media, Blogger, Fachportale in Ihre Kommunikation ein, weil sie hier schneller zum Ziel kommen und direkt Feedback erhalten und so ggf. früher nach- oder gegensteuern können.
Die neue Arbeitswelt erfordert kontinuierliche Abstimmung aller Abteilungen und muss Lösungen schaffen, die die Kommunikationswege vereinfachen und handhabbar machen (z.B. Bestell-, Freigabe- oder Bewerbungsprozesse). Mit dem Aufstellen von Prozessen kennen sich große Unternehmen oft sehr gut aus. Eine Herausforderung ist oft aber die Flexibilität und Geschwindigkeit beim Umstellen geschaffener Strukturen, sobald neue Anforderungen auftauchen, da Entscheidungsprozesse oft über mehreren Ebenen stattfinden.
Nicht nur im Bereich Communications arbeiten daher einige Fachabteilungen bereits nach dem Newsroom-Prinzip, mit dem Ziel alle internen und externen Vorgänge gebündelt zu verarbeiten. Die Idee dabei ist es, Inhalte (wie News- oder Produkttexte, Bildmaterial von Mitarbeitern, Produkten oder Events) fach- und abteilungsübergreifend zu produzieren und zu verwerten. Die im Newsroom tätigen Kollegen kommen aus den verschiedenen Abteilungen und übernehmen die praktische Umsetzung der Content-Strategie. Alle Abteilungen leiten ihre Informationen und Inhalte an das gemeinsame Newsroom-Team weiter, das zusammen an einem Tisch zu entscheidet, was benötigt wird, wie und wo es kommuniziert wird. Starre Strukturen werden aufgebrochen, Wissen geteilt und der Newsroom zum Drehkreuz der gesamten Kommunikation.