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Grundlagen, Methoden und Ziele: Design Thinking-Workshops bei interactive tools

Was genau ist eigentlich Design Thinking? Wo und wie kann es angewendet werden? Und welche konkreten Vorteile ergeben sich für Unternehmen aus dieser innovativen Arbeitsweise? In dem folgenden Interview mit unserem agilen Coach und Experten für interdisziplinäre Zusammenarbeit, Timo Wirth, erfahren Sie alles Wissenswerte über Design Thinking. Die Grundlagen, Methoden und Ziele sind ein Schwerpunkt unseres Gespräches, zudem erhalten Sie spannende Insights aus den Workshops, die interactive tools mit seinen Kunden durchführt.

Methoden Besprechung während Design Thinking Workshop

interactive tools: Timo, wie würdest du in kurzen Worten Design Thinking beschreiben? Worum geht es bei Design Thinking Workshops

Timo: Design Thinking-Workshops schaffen einen geschützten Raum, um gemeinsam kreativ zu sein, um neu zu denken und die Perspektive zu wechseln. Beim Design Thinking entwickeln wir Ideen und Konzepte, die nützlich sind. Durch Kreativ-Techniken und Methoden der Zusammenarbeit wird eine offene, kooperative Atmosphäre geschaffen, in der Personen aus unterschiedlichen Disziplinen, mit unterschiedlichen Erfahrungen zusammenarbeiten.

Durch Design Thinking lassen wir Abteilungsgrenzen und Hierarchien hinter uns, die im Unternehmensalltag oftmals gute Ideen und nützliche Innovation verhindern, weil unterschiedliche Abteilungen in ihren eigenen Mustern und Restriktionen denken. Zu den Nutzern und ihren Bedürfnissen kommen so viele Unternehmen erst gar nicht.

Beim Design Thinking dreht sich alles um die Bedürfnisse des Nutzers. Und es geht darum, diese Bedürfnisse zu identifizieren. Wir entwickeln ein Produkt entlang der Nutzerbedürfnisse. Im Vordergrund steht nicht die Unternehmens- sondern die Kundenperspektive! Die Frage lautet daher nicht „Was ist machbar?“ sondern „Was ist brauchbar?“

interactive tools: Was sind die wichtigsten Voraussetzungen? Wie sieht das Arbeitsumfeld für erfolgreiches Design Thinking aus?

Timo: Wichtig ist es, zunächst in den Workshops eine offene und kooperative Atmosphäre zu schaffen. Dies fängt beim Raum an, geht weiter mit der Zusammenstellung der Möbel bis hin zu der Zusammensetzung des Teams. Bei den Teams sollte es sich um interdisziplinäre Teams handeln, in die Nicht-Experten, fachfremde Personen oder auch echte Nutzer integriert werden.

Verschiedene Teilnehmer haben verschiedene Erfahrungen und Perspektiven. Fachfremde, neugierige und frische Perspektiven bringen viel neue Energie in den Ideenprozess. Und Experten kommen durch Fragen oder Zweifel oftmals dazu, in ihrem Fachgebiet weiterzudenken.

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Design Thinking Prozess Bild

interactive tools: Und wie sehen dann die Arbeitsabläufe im Workshop aus?

Timo: Ein Design Thinking Workshop setzt sich immer aus verschiedenen Phasen zusammen. Der Anfang ist erstmal das Verstehen (Understand & Observe): Fragen zu stellen und sich die Zeit zu nehmen, Fragen zu zuhören. Überaus nützlich ist hier auch klassische Feldforschung: Nutzer/ Kunden beobachten und befragen. Außerdem: Prozesse und Produkte selbst erleben - nicht nur darüber reden. Viele Produkt-Manager und Entscheider nutzen und erleben ihr eigenes Produkt nicht – nicht so, wie es Kunden tun. Sie denken oftmals nur in komplexen Feature-Entwicklungsprozess- und Release-Zyklen.

Danach folgt die Phase Neu-Formulierung: Was ist das eigentliche Problem und wie wollen wir weiter machen? Und darauf folgt die Ideen-Phase (Ideation). Sehr weit, sehr offen. Wir generieren sehr viele Ideen – angetrieben durch den Mut, unfertige Dinge zu produzieren und Fehler zu machen. Denn aus einer mittelguten unfertigen Idee macht die Kollegin vielleicht etwas Brillantes. Ähnlich verhält es sich bei Fehlern. Wir möchten Fehler machen. Wir reden darüber und machen es besser. Je mehr Fehler wir am Anfang machen desto produktiver.

Anschließend werden wir die Ideen wieder fokussierter bewerten. Wir wählen, welche Ideen es wert sind, mit in die Prototyp-Phase zu kommen. Hier werden die Ideen verdichtet und weiterentwickelt, versteh-, nutz- und testbar gemacht. Dabei fallen wieder Fehler auf, die wir in der nächsten Runde verbessern. Das Ganze ist ein sehr verdichteter und iterativer Prozess. Immer konkreter und immer besser werdend.

Prototyp Zeichnen im Design Thinking Workshop

interactive tools: Was heißt das ganz konkret für Unternehmen? Welchen Vorteil haben sie von Design Thinking und agilen Arbeitsmethoden?

Timo: Es gibt zwei grundlegende Vorteile: Erstens die verdichtete, kooperative und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit im Team und zweitens ein klares Ergebnis. Keine Excel-Tabellen, Power-Point-Präsentation, Grob-Konzepte oder komplexen Prozess-Diagramme, sondern ein Prototyp, welcher sehr einfach und direkt die Idee visualisiert. Ein Prototyp, den man vorzeigen, benutzen und erleben kann - ein greifbares Modell, das direkt umgesetzt werden kann. Dieser Prototyp ist dafür gemacht, anderen in Ihrer Organisation das eigentliche Problem verständlich zu machen, für die Ideen zu begeistern und im nächsten Schritt realisiert zu werden.

interactive tools: Mit welchen Anliegen kommen Unternehmen zu uns? Welche Rolle nimmt interactive tools bzw. nimmst du dabei ein?

Timo: Sie kommen mit einem Problem zu uns, meist mit mindestens einer vagen Vorstellung von einer Lösung. Gemeinsam gehen wir mit ihnen aber noch mal einen Schritt zurück und definieren das Problem bzw. das Produkt aus verschiedenen Perspektiven neu. Wir versuchen die Mechanismen und Strukturen dahinter zu verstehen.

Nehmen wir beispielsweise einen Kunden, der einen neuen Tarif etablieren bzw. vermarkten möchte.  Er weiß aber noch nicht, wie er ihn präsentieren und auf der Website umsetzen soll. Im Workshop nehmen wir eine andere, eine neue Perspektive ein. Dabei erkennen wir meist, dass die Probleme woanders liegen und somit auch die Lösung anders sein müssen. Wir definieren die Problemstellung neu. Mit diesem gemeinsamen Erkenntnisgewinn und der Energie, die daraus entsteht, arbeiten wir gemeinsam weiter. Und finden eine schnelle Lösung für das Problem unseres Kunden.

Zeichnen im Design Thinking Workshop

interactive tools: Und wie gestaltet sich die weitere Zusammenarbeit mit dem Kunden?

Timo: Wenn man ein Projekt mit Design Thinking startet löst sich die typische Kunden-Agentur-Beziehung auf. Es entsteht eine engere, kooperativere Beziehung, die sich stark auf die Qualität der weiteren Arbeit auswirkt. Hier liegt auch die Herausforderung. Wie schafft man es, dass Mindset und diese Art der Zusammenarbeit in den nachfolgen Projektverlauf zu integrieren? Schafft man es nicht, war der Design Thinking Workshop zwar nett und cool, aber der Teamgeist und die Ideen verpuffen meist im Projekterlauf.

interactive tools: Wie schätzt du die zukünftige Rolle oder Bedeutung von Design Thinking in Unternehmen ein?

Timo: Design Thinking ist mehr als eine hippe Workshop-Methode und Post-its kleben. Design Thinking ist ein radikaler Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt. Viele Unternehmen stehen vor dem Problem, dass sie nicht flexibel und schnell auf digitale Trends oder konkurrierende Geschäftsmodelle reagieren können. Feste Strukturen, Hierarchien, große Abteilungen und starre Prozesse machen sie schwerfällig. Innovationen bleiben aus und es werden Produkte entwickelt, die an den Bedürfnissen der Nutzer vorbeigehen.

Design Thinking steht für Vernetzung, Enthierarchisierung und die Fokussierung auf Nutzerbedürfnisse. Wissenssilos, Abteilungen und Denkstrukturen werden aufgebrochen – und die Mitarbeiter miteinander vernetzt. Wenn man es schafft diese Art der Offenheit und Kooperation in den alltäglichen Arbeitsprozess zu integrieren, entfaltet Design Thinking erst seine volle Kraft.

Die Kraft, die vorher durch Abteilungsdenken, Abschottung, Profilierung und Meetings verloren geht, kann für das Produkt verwendet werden. So werden neue Lösungswege und Innovationen im Unternehmen geschaffen. Die Voraussetzung dafür sind kleine, agile selbstorganisierte Projektteams, denen Freiraum und Vertrauen gegebenen wird, um kreativ zu sein, Fehler zu machen und daraus zu lernen.  

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Marcus Völkel

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